Die Psychologie der Emotionen

Richard J. Davidson: Warum wir fühlen, wie wir fühlen

davidson_gehirnstruktur_emotionenThe Emotional Life of Your Brain, so der englische Titel des Buches, gibt einen Überblick über die „Schaltkreise“ im Gehirn, die an der Entstehung von Emotionen beteiligt sind. Davidson beschäftigt sich nicht mit einzelnen, klar voneinander abgegrenzten Emotionen, sondern stellt verschiedene emotionale Stile vor, die die Persönlichkeit eines Menschen mitbestimmen.

Im Laufe seiner Forschungstätigkeit hat er sechs verschiedene Stile/Dimensionen ausfindig gemacht, an deren Ausprägung bestimmte Hirnstrukturen beteiligt sind. Entscheidend sind aus seiner Sicht: Wie lange braucht jemand, sich bei Stress oder nach Rückschlägen wieder zu fangen (Resilienz)? Schaut jemand optimistisch oder pessimistisch in die Zukunft (Grundeinstellung)? Wie gut ist jemand darin, die Emotionen anderer Menschen einzuschätzen (Soziale Intuition)? Wie ausgeprägt ist das Bewusstsein für das, was im eigenen Inneren vorgeht (Selbstwahrnehmung)? Wie sensibel ist jemand für die äußere Umwelt/die Besonderheiten einer Situation (Kontextsensibilität)? Wie sehr ist jemand bei der Sache/ auf eine Tätigkeit fokussiert (Aufmerksamkeit)?

Jeder Mensch hat – ähnlich einem Fingerabdruck – ein ganz individuelles emotionales Profil, dass durch unterschiedliche Ausprägungen auf diesen sechs Dimensionen gekennzeichnet ist. Und diese Ausprägungen spiegeln sich offenbar auch im Gehirn wieder. Personen, die Schicksalsschläge schneller überwinden, haben beispielweise eine höhere Aktivität im linken Vorderhirn (Präfrontaler Kortex). Nur allzu gern würde man in Davidsons Labor vorbeischauen, um das eigene Gehirn einmal scannen zu lassen! Mithilfe gezielter Fragen, die in dem Buch formuliert werden, kann man sich aber auch ohne diese Gelegenheit ein Bild vom eigenen emotionalen Stil machen.

Davidson räumt ein, dass das genetische Erbe und früh erlernte Verhaltensmuster den emotionalen Stil maßgeblich beeinflussen. Aber er erklärt auch, wie wir unseren Stil und die zugehörigen Hirnstrukturen selber verändern können. In seinen Laborversuchen, für die er anfangs noch belächelt wurde, konnte er zeigen, dass Meditation und achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) die mentale und physische Gesundheit verbessern: Reduktion von Angstsymptomen um zwölf Prozent, fünf Prozent höhere Antikörperbildung nach einer Grippeimpfung, verbesserte Widerstandsfähigkeit (Resilienz) in stressigen Situationen, positivere Grundeinstellung – seine Liste positiver Effekte durch MBSR ist eindrucksvoll.

Davidson gehört inzwischen zu den renommiertesten Neuropsychologen unserer Zeit.


Website von Richard J. Davidson: richardjdavidson.com

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