Der Genfer Emotionen-Profiler

In Genf untersuchen Forscher/innen die Bedeutung von Emotionsbegriffen.
Der Genfer Emotionen-Profiler ist ein virtuelles Expertensystem, das von der Emotionsforschungsgruppe an der Universität Genf entwickelt wurde. Das System stellt eine Reihe von Fragen zu einer emotionalen Begebenheit, die Sie selber vorgeben, und versucht, diejenige Emotion zu finden, die am besten zu Ihren Antworten passt.
Ihr Antwortprofil wird dazu mit den Bedeutungsprofilen häufig benutzter Emotionswörter abgeglichen, die für mehr als 25 Sprachen in der Praxis ermittelt wurden. Abschließend dürfen Sie bewerten, wie gut die Diagnose des Profilers zu dem Gefühl passt, das Sie in der Situation zu spüren glaubten.
Komponenten-Prozess-Modell der Emotionsentstehung
Der Emotionen-Profiler knüpft an das Komponenten-Prozess-Modell der Emotionsentstehung an, das federführend von Klaus Scherer entwickelt wurde. Scherer vertritt die Auffassung, dass Emotionen keinem starren Schema folgen, das auf Knopfdruck aktiviert wird. Dem Modell nach entstehen sie vielmehr aus einer Reihe hierarchisch geordneter Bewertungsschritte, sogenannten Stimulus-Evaluation-Checks (SEC). Folgende Kriterien spielen bei der emotionalen Bewertung eines Ereignisses eine zentrale Rolle:
(1) Ist ein Ereignis neu und unerwartet?
(2) Ist es angenehm oder unangenehm?
(3) Ist es relevant für die Ziele und und Bedürfnisse des Organismus?
(4) Ist es bewältigbar?
(5) Ist es mit sozialen Normen und dem Selbstkonzept vereinbar?
Aus gezielten Fragen lässt sich demnach ableiten, welches Gefühl sich wahrscheinlich bei einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation einstellen wird. Wie gut das tatsächlich funktioniert, können Sie mit dem Genfer Profiler-System selbst ausprobieren – und tragen damit auch dazu bei, die Datenbasis der Forschungsgruppe zu erweitern.
Mehr zum theoretischen Hintergrund des Profilers:
Scherer, K. (2009). The dynamic architecture of emotion: Evidence for the component process model. Cognition and Emotion, 23, 1307–1351
The Component Process Model of Emotion, and the Power of Coincidences – Interview mit Klaus Scherer auf der Website des Emotion Researcher
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