Rachel Herz: That’s Disgusting
Rachel Herz ist Spezialistin für alles Eklige. Verdorbene Lebensmittel, Körperflüssigkeiten jeder Art, Übelriechendes, Exkremente, fiese Keime, Leichen – das ist der Stoff, dem sie ihre emotionspsychologische Forschung widmet.
Leser, die sehr ekelempfindlich sind, seien gewarnt: Die ein oder andere Passage in diesem Buch könnte ziemlich abstoßend auf sie wirken! Aber damit sind wir auch schon mitten im Thema, denn beim Ekel geht es genau darum: verabscheuenswürdige Dinge möglichst auf Distanz zu halten. Als eine Art „mentales Immunsystem“ sorgt das Empfinden von Ekel dafür, dass Menschen sich von Dingen fernhalten, die ihnen schaden könnten. Der Überlebensvorteil, den Menschen dadurch hatten, liegt auf der Hand. Der Ekel schützt sie vor toxischen Nahrungsmitteln und ansteckenden Krankheiten.
Ausgehend von der ursprünglichsten Form der Ekelreaktion, dem angeborenen Impuls Bitterschmeckendes auszuspucken, zeigt Rachel Herz, dass Ekel zwar universell bei allen Menschen zu finden ist, seine verschiedenen Ausprägungen aber stark durch die Kultur geformt werden. Nur wenige Dinge sind an sich eklig. Was widerwärtig ist oder nicht, vermitteln uns unsere Eltern und Mitmenschen nach und nach. Herz erklärt, wie Ekel sich bei jeder Person individuell entwickelt, welche neurophysiologischen Prozesse im Gehirn ablaufen, wenn wir Ekel empfinden – und dass Ekel auch mitbestimmt, was wir moralisch für richtig oder falsch halten.
„Ekel informiert uns über unsere Kultur, unsere Essensvorlieben, unsere sexuellen Leidenschaften, unsere Gesetze und unsere Sitten“, meint Herz. Die vielen, zum Teil verblüffenden Fakten in ihrem Buch zeigen, dass sie damit nicht zu viel verspricht. Absolut lesenswert!
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